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Türen, die sich öffnen – Wege aus der Angst

Wir sind in eine Welt hineingeboren, die zutiefst Angst macht.

Ich meine nicht, diese Welt, und all die Schurken, die wir gerne in ihr ausmachen: die Machtergreifer, Kriegstreiber, den Kapitalismus, das Geldsystem…

Ich  meine, das Leben an selbst.

Wir sind zwischen im zweiten Teil eins Jahrhunderts geboren, in der sich der gemeine Westdeutsche in einer Blase der Sicherheit befand.

Da ich nicht im Osten geboren und sozialisiert bin, und mich zu wenig mit den Lebensumständen auskenne, beziehe ich mich in diesem Artikel auf die Lebenswelt von Westdeutschland. Einiges lässt sich sicherlich auf das Leben im Osten übertragen, anderes nicht.

Die Dinge waren, wie sie sind. Die Familie war wichtig und Zentrum des Privatlebens, der Mann ging arbeiten, die Frau zog die Kinder groß.

Die Kinder lernten in der Schule das System kennen, das unhinterfragt da stand, wie in Stein gegossen.

Undenkbar, auch nur im Ansatz darüber nachzudenken, dass andere Lebensentwürfe genauso wertvoll und lebenswert sein könnten.

Und nun? Schon bald beginnt eine neue Dekade, wir schreiben dann das Jahr 2020.

Alle Fragen, die damals als wir aufwuchsen im Untergrund blieben, sind an die Oberfläche gekommen.

Und mehr als das: die Auflösung alter, verkrusteter und zugegebendermaßen oft ungesunder Strukturen.

(Ab wann dürfen Frauen in diesem Land ihr eigenen Bankkonto führen? Wie war das, wenn ich im europäischen Ausland leben wollte? Warum sprach man über so viele Dinge nicht, inklusive den eigenen Gefühlen?)

Und nun liegt das ganze vielfältig-bunte Leben vor uns und wir, das heißt der Teil in uns der so gerne ordnet, versteht (und der gelernt hat, damals im Physikunterricht, dass alles geordnet und analysiert werden kann), dieser Teil ist vollkommen überfordert.

Wir leben in einer Welt, die nicht mehr von einem Menschen allein fassbar ist.

Selbst ein Zusammenschluss vieler bringt uns noch nicht dazu, das gesamte komplexe Lebensgetümmel zu verstehen, dass sich mehr und mehr vor unseren Augen entfaltet. Auch unterstützt durch das Internet, das uns Daten zuspielt, die wir bislang nicht kannten.

Das Internet ist schon lange unser Supergehirn, in dem sich das Wissen, und zugegebenermaßen auch das Unwissen, der Menschheit sammelt.

Wir  können uns im Internet genau so verirren wie in unseren eigenen Gedanken. Wir könenn es auch dazu nutzen, uns genau die Informationen zuzuspielen, wie wir das bei unserem Gehirn können. Oder wir nutzen es einfach gar nicht, auch dazu ist der Mensch in der Lage.

Was hat das alles zu tun mit der rapide zugenommenen Angst und Ängstlichkeit in unserer Gesellschaft?

Angst ist der Gegenspieler von Sicherheit, Ruhe, Entspannung.

Lange Zeit war es möglich, sich in einer relativ ruhigen Welt genug Entspannung zu verschaffen, um sich sicher zu fühlen.

Nun leben wir in einer Welt, die weder ruhig ist, die viel offensichtlicher unsicher ist und in der natürliche Entspannungsräume viel weniger geworden sind.

Angst ist der Bruder von Stress, und ist in dieser Welt zuhause.

In der Entwicklung dieser Welt ist nun auch der Mensche gefragt, sich weiter zu entwickeln.

Um mit Angst umzugehen, ist es heute nicht nur wichtig, sich selbst Orte der Entspannung, der Sicherheit und der Ruhe zu schaffen, wir sind auch dazu aufgerufen, uns mit dem Nicht-Wissen zu entspannen.

Uns in das Nicht-Wissen hineinzuentspannen, mit dem Nicht-Wissen zu sein, zu atmen und zu leben.

Das Leben war immer ungewiss und wird es immer sein.

Nie war es sicher, ob die wichtigen Grundbedürfnisse auch in der Zukunft noch gedeckt sein werden.

Wir durften uns in Europa einige Zeit lang in dem Gefühl sonnen, dass dem so sei. Und wachen nun auf in die Realität der Unsicherheit.

Wir dürfen lernen dem Nicht-Wissen zu begegnen und in diesem Nicht-Wissen dem Leben selbst.

Dort liegt der Schatz des Kreativen, ewig Neuen, Unvorhersagbaren.

Und er wartet darauf, von uns gehoben zu werden.

Dort liegt der Schatz lebendiger Beziehungen, zu uns selbst und anderen, in denen wir jeden Augenblick neu erschaffen dürfen, in denen unsere Gefühle nicht nur sein dürfen sondern wichtiger unabdingbarer Teil sind.

Dort liegt die Freude kreativer Schaffenskraft, ob im Beruf oder Privaten, wo wir alle zu (Lebens-)künstlern werden (müssen).

Und dürfen.

Denn wir können es schaffen, diese Angst in Schaffenskraft zu wandeln und ein volleres, vollständigeres und erfüllenderes, weil ehrlicheres Leben zu leben als die Generationen vor uns, weil wir ehrlicher sind und sein müssen.

Die Angst ist, dass wir nicht wissen. Dass wir nicht wissen, ob uns unser Partner wirklich  liebt, ob wir gut sind in unserem Job, ob wir eine gute Mutter sind, dass wir nicht wissen, ob wir in einigen Jahren noch gesund sind, oder arbeitsfähig, oder es unseren Beruf überhaupt noch gibt, oder unser Geldsystem, oder unser Land, oder die Natur, so wie wir sie kennen.

Das zulassen dieses Nicht-Wissens, löst die Angst hinein in die Annahme des Lebens, so überwältigend, wie es nun mal ist.

Überwältigend vielfältig, überwältigend schnell, überwältigend fordernd, überwältigend schmerzhaft, überwältigend schön.

Und die Angst? Darf Teil bleiben, Teil des großen Felds menschlicher Erfahrung.

Solange sie nicht am Steuer sitzt, all unsere Entscheidungen fällt, uns abhält davon, unser Leben zu leben, kann sie Teil sein von unserer menschlichen Erfahrung.

Irvin Yalom hat sich schon lange damit beschäftigt, was es für den Menschen heißt, seine Angst vor dem Tod, so greift er das gesagte, anzunehmen und mit anstatt gegen sie zu arbeiten.

Ich empfehle seine Bücher, zum Beispiel dieses, für die weitere Lektüre.

Wenn das Gelesene dich anspricht, und du das Gefühl hast weitere Unterstützung zu brauchen, dann schau mal in meinen Angeboten.

Kathrin Keller

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Kathrin Keller

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